Kopfeisen

Heute möchte ich einmal ins Detail gehen. Das heutige Thema ist das Kopfeisen.

Das Kopfeisen ist ein Teil dess Sattels, das vorne im Kopf des Sattelbaumes eingebaut wird. Nun möchte ich den Besserwissern gleich erst einmal zuvorkommen, indem ich direkt sage, dass nicht alle Sättel ein Kopfeisen haben. Kieffer und Prestige haben einen Thermoplastischen Baum, der durch Wärme und anschließendem Druck verändert wird und daraufhin in der Presse abkühlen muss. Und wieder für die Besserwisser, ja, es gibt seit ein paar Jahren auch den Exclusiv-Baum bei Kieffer. Bei diesen Bäumen ist auch ein kalt veränderbares Eisen eingebaut!

Die gewöhnlichsten Eisen, die benutzt werden sind kalt geschmiedete Eisen, Kropfeneisen und austauschbare Eisen. Die geschmiedeten Eisen sind unter anderem bei Schuhmacher, Passier, Sommer, Kentaur und Pfiff verbaut. Die Kropfeneisen finden wir in Euroriding, Jorge Canaves, County, Stübben, Massimo und vielen anderen. Tatsächlich haben fast alle Sättel, hergestellt in England, ein Krofeneisen. Die dritte Variante von Kopfeisen sind die Auswechselbaren Eisen. Diese finden wir in Seabis, Busse, Wintec, Thorowgood, Testa und einigen anderen.

Das Problem mit all diesen Kopfeisen ist, dass sie tatsächlich brechen können. Jedes Eisen kann brechen, einige leichter als andere, aber alle können ihren Geist aufgeben und der Leidtragene ist immer das Pferd. Aber es geht hier nicht drum, wer Leidtragend ist, sondern es geht hier um die Frage welche Eisen gebogen werden können und welche Eisen man nicht verändern sollte. Ich möchte hier poängtieren, dass ich keine Studien vorweisen kann, sondern einfach nur von vielen Jahren an Erfahrung anknüpfe.

Als Erstes haben wir die kalt geschmiedeten Eisen. Wie schon erwähnt, können alle Eisen brechen, so auch die kalt geschmiedeten. Dies ist aber äußerst ungewöhnlich. Selber habe ich nur fünf solcher Eisen gehabt, die gebrochen sind und bei drei von diesen hat ein Sturz dess Pferdes diesen Bruch verursacht. Dass es ein Sturz war, konnte man deutlich an den restlichen Schäden des Sattels sehen, da dann auch das Leder beschädigt war. Bei den beiden anderen konnten wir keine äußere Enwirkung feststellen.

Ein Passierbaum mit Eisen. Warum nicht alle so machen, ist mir ein Rätsel!

Als nächstes möchte ich die austauschbaren Eisen aufnehmen. Wie der Name schon sagt, wird die Kammerweite geändert, indem man das Eisen austauscht. Das hört sich einfach an und in den meisten Fällen kann man das auch selber machen. Jeder der einen Schraubenzieher hat, kann das Eisen meistens tauschen. Nun versuchen aber einige Geld zu sparen und ändern die Weite des Eisens, auf die gleich Art und Weise wie man bei den anderen auch macht. Dies ist aber eine sehr schlechte Idee. Die austauschbaren Eisen haben die Tendenz, sich nicht gleichmäßig biegen zu lassen. Das Resultat dadraus ist fast immer, dass die beiden Schenkel dess Eisens, nach durchgeführtem drücken, verschiedene Winkel vorweisen. Der eine Schenkel ist dann mehr gewinkelt als der Andere. Es ist mit anderen Worten nur die eine Seite die sich biegen lässt. Das Resultat dieser Übung ist dann, dass der Sattel seitlich rutscht und der Reiter schief sitzt.In einigen Fällen habe ich aber auch gebrochene Eisen ausgetauscht, bei denen man im Nachhinein feststellen konnte, dass sie gebogen worden sind und höchst Wahrscheinlich desshalb gebrochen sind. Diese Eisen zu drücken, kann eigentlich nur gemacht werden, weil derjenige der das macht, mehr Geld am Verändern verdient als bei einem Tausch zu einem anderen Eisen oder dass der Besitzer meinte, das geht schon und hat selber Hand angelegt.

Und zu guter Letzt haben wir die Kropfeneisen. Das Kropfeneisen ist ein Eisen, welches eigentlich aus zwei Eisen besteht. Das untere Eisen ist länger und ist ein Platteisen, welches im hinteren Bereich, oben im Kopf, eine nach oben gebogene Lippe hat. Das obere Eisen ist auch ein Platteisen, aber deutlich kürzer als das untere Eisen. Der Baum wird dann zwischen diese beiden Eisen platziert und mit bis zu 18 Nieten zusammen genietet. Diese Konstruktion ist Stabil und funktioniert sehr gut, bis der Sattler die Kammer verändert. Beim Biegen des Kopfes, werden die Nietenlöcher im Verhältniss zu einander verändert. Diese Veränderung der Nietenlöcher zu einander, kann verursachen, dass entweder die Nieten abgeschnitten werden oder, wenn die Nieten nicht kaputt gehen, dass ich eine Überspannung im Metall erhalte. Diese Spannung kann mit der Zeit verursachen, dass das Eisen irgendwann bricht. Wie lange das dauern kann, bis das Eisen bricht, beruht darauf, wie viel und wie oft ich das Eisen ändere. Um so mehr ich die Kammer verändere, desto früher kann das Eisen brechen. Eine andere Ursache, die das Brechen beschleunigen kann, ist die Anzahl der Veränderungen. Um so öfter ich die Kammer biege, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass das Eisen bricht.

Kopfeisen mit Läppchen und Obereisen. Dazwischen kommt der Baum und alles wird dann mit bis zu 18 Nieten zusammen genietet!

Ich behaupte in keinster Weise, dass das Eisen brechen wird. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass die Gefahr, dass es bricht deutlich größer ist bei Kropfeneisen, als bei den anderen Eisen. Wie schon erwähnt, habe ich fünf gebrochene Eisen gehabt die kalt geschmiedet sind. Was die Kropfeneisen angeht, bin ich bei weit über 100 schon vorbei. Euroriding und Stübben haben früher immer davor gewarnt, dass ihre Kopfeisen nicht zu verändern sind, aber seit ein paar Jahren, soll man auch diese drücken können. Eine neue Legierung soll es möglich machen, dass die Sättel mit Kropfeneisen nunmehr auch gebogen werden können, nur soll man dies, laut Hersteller, nur bis zu zwei Kammern machen. Wenn ich mir also einen gebrauchten Sattel kaufe, weiß ich ja meistens nicht, ob dieser schon mal verändert worden ist.

Ein Baum, Ein Eisen, drei Kammerweiten

Wenn ich Pech habe, hat der Käufer des neuen Sattels, diesen zwei Kammern weiter machen lassen. Dann hat sie die Kammer für ihr neues Pferd wieder zwei Kammern enger machen lassen und daraufhin hat sie den Sattel verkauft. Die neue Ägerin lässt die Kammer zwei Kammern enger machen und dadurch ist die Kammer schon auf vier Kammern verändert worden. Wie soll man, bei einem Sattel, der 15 bis 20 Jahre alt ist, nachvollziehen, wie oft und wie viel der schon in der Kammer verändert worden ist?

Eine andere Sache die ich bei austauschbaren Eisen schon angesprochen habe ist, dass wenn man die Eisen biegt, müssen die Schenkel des Eisen einer gleichmäßigen Veränderung ausgesetzt werden. Bei Winteceisen habe ich es öfter, dass die Eisen schief gebogen worden sind. Dies kann aber auch bei Kropfeneisen und bei kalt geschmiedeten Eisen geschehen. Durch die Schiefe der Schenkel, wird auch der Baum beeinträchtigt und verursacht, dass der Sattel nicht mehr zentriert auf dem Pferd liegen bleibt. Was das letztendlich verursacht, bei nicht nur dem Pferd sondern auch dem Reiter, das wollen wir gar nicht erst wissen. Das schiefe Eisen wieder zu richten, also die Schenkel wieder in die richtige Winkelung zu bekommen, ist fast meiner Meinung nach unmöglich. Das bedeutet, dass ein neues Eisen eingesetzt werden muss, welches sehr teuer wird und man nur hoffen kann, dass der Baum nicht bestehende Schäden bekommen hat!

Eine Tabelle für den Vergleich von verschiedenen Kopfeisen.
Sieht gut aus, funktioniert aber nicht! Mein Favorit sind die Wintecgrößen von bis. Entweder ist das Eisen 24,5 oder es ist 26,5. Oder ist es beweglich?

Und zu guter Letzt, die Frage der Kammerweite. Es gibt keinen Standard, was die Kammerweite angeht. Die Weite wird meistens an der Ortspitze, also am Ende des Kopfeisens oder dem Ende des Baumes gemessen. Da aber die Längen der Kopfeisenvariirend sind, sind natürlich die Kammern auch unterschiedlich.Ein längeres Eisen hat dementsprechend eine weitere Kammer als ein kürzeres Eisen, obwohl beide die selbe Winkelung haben. Aber wir haben auch verschiedene Angaben, was die Weite anbelangt. Wo Passier, Stübben, JorgeCanaves und dergleichen Centimeter benutzen, haben Wintec und Thorowgood Farben. Bei vielen englischen Herstellern wird die Weite mit Buchstaben angegeben, N für Narrow (Schmal), NM für Narrow Medium (Mittelschmal), M für Medium (Mittlere), MW für Medium Wide (Mittelweit) und XW Extrawide (extra Weit). Außerdem haben County und Euroriding (die englischen Modelle: Diamant, Luxor und Titan) nur eine Einstufung von 1, 2, 3, 4, und 5.

Wenn die Händler und Sattler da keinen Durchblick haben, wie sollen die Kunden dies bewältigen?

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