Osteos und Anpasser!

Ich bin erschüttert, wie blöd doch ein Sattlermeister sein muss! Der dumme Sattlermeister geht eine dreijährige Ausbildung als Lährling und bildet sich dann nochmal mindestens drei Jahre weiter, um sich den Titel des Meisters zur erarbeiten. Das muss bedeuten, dass sämtliche Meister, Ausbilder und Lährlinge mental behindert sind. Ich rede hier auch von mir selber und meiner Frau Marie. Nun sind wir nicht den traditionell deutschen Ausbildungsgang gefolgt, aber mittlerweile habe ich mit Jahren von Erfahrung, mir den Titel Ausbilder errungen und Heute weiß ich, dass ich es viel leichter hätte haben können.

Ich hätte so viel schneller und vor allem besser werden können, wenn ich doch den Weg des Osteopathen oder Sattelanpassers gewählt hätte. Es ist klar, ich muss vielleicht erst einmal die Osteopathenausbildung machen. Da gibt es einige verschiedene Alternativen, aber, was ich weiß, ist keine länger als zwei Jahre und dies meistens an Wochenenden oder in Blockunterricht. Wenn ich bei der Wahl meiner Schule Pech hatte und nicht den Sattlerteil automatisch zwischen den Zeilen der notwendigen Lehrbücher mitbekommen habe, brauche ich nur noch ein oder zwei Wochenendkurse oder eine Woche Unterricht, dann habe ich alles gelernt was den Sattel angeht. Das fantastische ist ja, dass ich bei einigen sogar das Sattelwissen so ganz automatisch bei der Osteopathenausbildung mitkriege, obwohl es gar nicht angesprochen wird. Wenn ich aber ganz frech bin, spare ich mir die Osteopathenausbildung und mache einfach nur eine Ausbildung zum Saddlefitter. Diese Alternative kostet mich einen Bruchteil an Geld und Zeit und trotzdem kann ich dann alles, aber auch wirklich alles über Sättel.

Viele sind der Ansicht, dass der Stallkollege oder der Bereiter, die Experten sind. Oder Dr. Google, der sowieso mehr weiß, als irgendwer anders. Da finde ich die Antwort sogar schwarz auf weiß und ohne jegliche Schattierung. Bei Dr. Google kann ich auch so lange suchen, bis ich die Antwort gefunden habe, die ich hören möchte. Da haben sie aber noch nie einen Osteopathen oder Sattelanpasser getroffen. Ich bin so unerhört neidisch auf das Wissen, was diese Eine-Woche-Kurse vermitteln. Nach fast dreißig Jahren Erfahrung, habe ich noch nicht einmal einen nennenswerten Teil aufgeschnappt, wie diese in ihrer einen Woche. Was Sättel angeht,also.

Nun habe ich natürlich maßlos übertrieben. Natürlich gibt es auch Osteopathen und Sattelanpasser, die gelernt haben wie ein Sattel liegen soll, aber können sie den Sattel auch ändern. Wissen sie wie und was an den verschiedenen Sätteln geändert werden muss oder geändert werden kann? Aus Erfahrung kann ich sagen, dass ich Sattelanpasser getroffen habe, die der Meinung sind, dass es an Tierquälerei grenzt, wenn die Polsterung geändert wird. Oder nur durch das ändern der Kammer, kann ein Sattel richtig angepasst werden. Wie kommt sich das, dass wenn ein Experte behauptet, dass der befindliche Sattel zu lang für das Pferd sei und verkauft dem Reiter dann einen Sattel der noch länger ist? Wie kommt sich das, dass wenn es nicht klappt wie es soll und das Pferd für jeden Tag schlechter läuft, der Experte nicht mehr erreichbar ist? Und wie kann es sein, dass einem 18“ oder 19“ Popo, ein 17“ Sattel verkauft wird?

Ich arbeite mit einigen Osteopathen und Tierärzten zusammen, die sehen können ob der Sattel gut liegt oder nicht. Diese kommen aber nicht mit irgendwelchen Behauptungen oder gar Vorschläge für andere Sättel. Sie sprechen lediglich das Problem an und raten dazu, den Sattler zu holen. Genauso wenig wie ich behaupten würde welche osteopathische oder tierärtzliche Behandlung ein Pferd bräuchte, würden diese sich anmassen zu sagen, was am Sattel gemacht werden muss.

Ein Sattel ist ein Werkstück, das bearbeitet und geändert werden kann. Und hier liegt der Unterschied zwischen einem Händler, Saddlefitter und einem Sattler. Der Händler will einen Sattel verkaufen. Der Saddlefitter will einen Sattel anpassen, indem er ihn polstert oder die Kammer verändert und wenn das nicht geht, einen Sattel verkaufen. Der Sattler dagegen, will einen Sattel anpassen und wenn das nicht gehen sollte, umändern oder umbauen. Finanziell ist eine Änderung oder ein Umbau eines Sattels bei weitem günstiger als ein neuer Sattel, auch wenn der gebraucht sein sollte.

Ein Problem, welches die ganze Sache deutlich erschwert, ist die Tatsache, dass wenn ich als Kunde im Reitsportgeschäft anrufe und drum bitte, dass der Sattler doch bitte vorbeikommen möchte, kommt meistens kein Sattler. Viele Reitsportgeschäfte haben einen Sattler an der Hand, der die Reparaturen und Änderungen für das Geschäft ausführt. Selten kommt aber dieser Sattler selber zum Termin. Sehr oft ist es ein Händler, der raus kommt und sich die Probleme anschaut. Und da kommen dann die Argumente, Sattel zu lang; Sattel zu kurz; Sitz zu groß; Sitz zu klein; und wenn man Pech hat, ist der Schwerpunkt falsch, so ein neuer Sattel muss ran.

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