Biegen wollen, aber nicht können!

Es ist nicht immer leicht zu sagen warum sich das Pferd nicht biegen lässt. Wieso es schwerer für das Pferd ist, links rum zu gehen. Warum das Pferd nicht von Hinten unter treten kann. Warum kommt das Pferd nicht aus der Schulter? Viele Sachen beeinträchtigen die Bewegung und die Bereitwilligkeit des Pferdes. Und Nein, das Pferd macht es niemals, weil es uns an der Nase rumführen möchte. Es ist viel einfacher als so: es kann nicht!

Meine Abteilung ist der Sattel und der Sattel beeinträchtigt viel. Sehr viel! Aber auch das Gebiss und die Trense verursachen Behinderungen. Auch der Gurt kann erhebliche Beeinträchtigungen verursachen. Aber wir fangen mit dem Sattel an. Als englisch Reiter, möchte ich mein Pferd versammeln, ich möchte dass es von Hinten antritt und sich nach vorne schiebt, anstatt sich mit den Vorderbeinen nach Vorne zieht. Außerdem möchte ich, dass sich das Pferd biegt. All dies kann das Pferd nur machen, wenn es vom Reiter oder dem Sattel nicht behindert wird.

Viel Reiter sind der Ansicht, dass das Pferd besser läuft, wenn sie ohne Sattel reiten. Ein Reitkissen oder einfach nur so, ohne irgend etwas zwischen sich und dem Pferd. Natürlich läuft das Pferd dann freier. Kein Druck und keine Behinderung durch das Kopfeisen. Kein Gurt, der dem Pferd die Luft abschnürt. Das kann man ab und zu machen, aber im Laufe der Zeit, wird das Pferd sich dieser sehr punktuellen Belastung, körperlich anpassen. Und das ohne sich zu beklagen. Was aber mit der Zeit passiert, ist dass das Pferd anfängt den Rücken weg zu drücken. Es entsteht ein Senkrücken. Nun kommt es natürlich auch drauf an, wie oft und wie lange ich das Pferd reite.

Leider habe ich das gleiche Problem, wenn ich mit einem baumlosen Sattel reite. Auch hier wiederum, beruht es drauf, wie oft und wie lange ich mit diesem Sattel reite und außerdem kommt es auf die Haltung an. Ein Pferd was sechs Mal die Woche baumlos geritten wird und die restliche Zeit nur wenig auf die Koppel kommt oder nur im Paddock steht, wird deutlich schneller einen Senkrücken entwickeln, als ein Pferd was nur zwei oder drei Mal die Woche Baumlos geritten wird und in Offenstallhaltung steht.

Der Sinn des Sattels oder besser gesagt der Sinn des Sattelbaumes ist es, das aufgelegte Gewicht, sei es Reiter oder einer Packung, auf eine so große Fläche wie nur irgend möglich zu verteilen. Hier kommt die Reitweise aber auch die Reitaufgaben mit ins Bild. Verdeutlichen kann man dies am einfachsten mit der Reiterei der Kavallerie. Der Kavallerist hatte damals einen Dressur oder einen Springsattel und einen Kavalleriesattel. Der Dressur- und der Springsattel wurde benutzt um Reiten zu lernen und die jungen Pferde ans geritten werden gewöhnen. Diese Sättel wurden benutzt im Viereck oder in der Halle und selten mehr als eine Stunde. Der Kavelleriesattel dagegen wurde für Ausritte und längere Strecken benutzt. Wer einen Kavalleriesattel im Viereck geritten ist, wurde hart bestraft. Genauso wurde der Kavallerist bestraft, wenn er mit seinem Dressursattel zu einem Marschritt kam.

Ein Kavalleriesattel mit des breiten langen Auflageflächen, die eine groß Tragefläche ermöglicht.

Wodrin liegt den da der Unterschied? Der Unterschied liegt in der Auflagefläche oder besser gesagt in der Tragfläche. Hierbei geht es aber nicht um die Polsterkissen sondern um den Baum. Sättel die vom Hersteller mit großer Auflagefläche gepriesen werden, haben selten eine große Tragfläche und eine große Tragefläche erreiche ich nur mit einem langem und breitem Baum. Und hier liegt der Unterschied. Der englische Sattel, Dressur, Spring und Vielseitigkeit, haben zwei Flächen die das Reitergewicht tragen Vorne haben wir das Kopfeisen, was auf dem Trapezius liegt und dann erst im hinteren Drittel des Sattels wodrunter die Polsterkissen angenäht sind. Dazwischen ist der Baum so hochgewölbt, dass er keine oder nur sehr wenige tragende Wirkung erreicht. Der Kavalleriesattel dagegen, hat ein längsgehendes Brett links und rechts der Wirbelsäule, welches das Reitergewicht auf der gesamten Länge verteilen kann. Voraussetzung ist natürlich, ob englischer oder Kavalleriesattel, dass der Schwerpunkt korrekt angepasst ist.

Die Kreise zeigen die Tragflächen die ein normaler Sattelbaum hergibt!

So wenn ich die beiden Bäume vergleiche, habe ich in einem englischen Sattel, einen Baum womit ich mein Pferd biegen kann, da der Sattel im hinteren Bereich nach links und rechts schwingen kann. Dies ist nur möglich, da ich in der Mitte des Sattels keine tragfähige Auflage habe. Der Kavalleriesattel dagegen hat eine durchgehende Tragfläche und behindert das Pferd dadurch, die Biegung auszuführen.

Und daher rate ich davon ab, Westernsättel im Viereck zu benutzen. Die Voraussetzung mit einem Westernsattel im Viereck zu reiten ist, dass ich das Pferd auf die Hinterhand setze und keine Biegungen reite.

Wenn ich jetzt keinen Shitstorm kriege, habe ich entweder Recht in meiner Behauptung, keiner hat verstanden was ich hier versuche zu erklären oder keiner hat bis zum Ende gelesen!

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Tamara

    Ich habe es bis zu Ende gelesen und auch verstanden. Mal wieder sehr gut von Dir erklärt, Claus.

  2. Ina

    Hallo Claus,

    eines habe ich nicht verstanden: warum kann sich das Pferd biegen, wenn in der Mitte des Sattels keine tragfähige Auflage vorhanden ist? Für mein Verständnis müßte die hintere Auflage des Sattels frei von Belastung sein, damit sich das Pferd biegen/seitwärts runden kann. Verstehe ich falsch, wo genau das Pferd sich biegt?

    Viele Grüße

    Ina

    1. admin2

      Moin Ina!
      Herzlichen Dank für die Frage. Ich hatte die Auffassung, dass niemand meinen Blogg liest,aber wie Du mir zeigst, gibt es ja doch ein gewisses Interesse.

      Wenn wir mit der Auflage anfangen, so soll der Sattel den ganzen Weg aufliegen, aber nur in der Bewegung und nicht in der Stallgasse, wo das Pferd sich
      entspannt. Erst wenn das Pferd in Bewegung kommt, kann der Rücken schwingen, sich also aufwölben. In jeder Wölbefase, trägt das Pferd den Sattel
      und das Reitergewicht über die gesamte Auflage. Nun darf man aber auch nicht vergessen, dass nicht alle Pferde den Rücken gleichviel aufwölben. Also
      wie hoch die Brücke bei jedem einzelnen Pferd sein muss, muss der Sattler oder der Sattelanpasser sehen und entscheiden. Wenn aber bei entspanntem
      Stehen, keine Brücke vorhanden ist, wird das Pferd den Sattel in der Bewegung in der Mitte anheben und dann fängt der Sattel an, über die Mitte zu schaukeln.
      Dieses Schaukeln ist sehr unangenehm für das Pferd und Er/Sie/Es hört auf den Rücken auf zu wölben. Kann das Pferd nicht den Rücken aufwölben, kann es
      sich auch nicht korrekt biegen.

      Die Tragefläche sollte immer so groß wie möglich sein, um das Reitergewicht auf so große Fläche zu verteilen. Hier ist es wichtig zu verstehen, dass
      Auflagefläche ist nicht mit Tragefläche zu vergleichen. Ein wenig übertrieben, kann man sagen, dass die Satteldecke oder Schabracke hat eine Auflagefläche,
      wobei der Sattelbaum, nicht das Polsterkissen, eine Tragefläche hat. Nur weil ein Sattelkissen eine Auflagefläche von XX cm² hat, bedeutet dies noch lange nicht,
      dass die Tragfläche genauso groß ist. Bei einigen Sätteln, z.B. spanischen oder portugiesischen Sätteln, ist die Auflagefläche deutlich größer als die Tragfläche.
      Und wenn wir dann den hinteren Teil dess Sattels entlassten, kommt mehr Belastung auf den vorderen Teil. Wir müssen uns darüber einigen, dass weder ein
      Spaltsitz, noch ein Stuhlsitz, gut für die Gesundheit des Pferderückens ist. Daher ist ein Gewicht von XX kg leichter auf einem 60 cm langem Polsterkissen zu
      tragen, als auf einem 30 oder 40 cm langem Polsterkissen.

      Wenn alles richtig ist, biegt sich das Pferd über seine gesamte Länge, nicht nur Rücken. Der Sattel ist aber starr dagegen, kann sich also nicht biegen. Dies
      wiederum bedeutet, dass der Sattel auch schwingen muss, nur halt von links nach rechts und rechts nach links. Dies kann man besonders von hinten in jeder
      Ecke sehen. Man muss auch bedenken, dass wir hier normaler Weise von höchstens 5 cm, in seitlicher Bewegung von Zentrum aus gesehen, reden. Es kann
      mehr oder weniger sein, welches auf die Enge der Biegung beruht. Das Wichtige ist aber, dass der Sattel sich nach der Biegung auf der Graden wieder zentriert.

      Das Reitergewicht wird dabei über die gesammte Fläche getragen, aber mit einer gewissen Änderung der Gewichtsverteilung Rechts – Links. Hierbei kommen
      Aspekte wie Balanz und G-Kräfte mit ins Bild, aber ich glaube, das wird zu viel der Theorie. Die Voraussetzung, was die Gewichtsverteilung und Tragefläche
      anbelangt, ist natürlich und vor allem der Schwerpunkt des Sattels. Ist der Schwerpunkt nicht korrekt, wird das Pferd auch nicht korrekt laufen können.

      Ich hoffe, ich habe es verständlich erklären können. Wenn nicht, dann lass nochmal von Dir hören.
      Mit vielen Grüßen
      Claus der Sattler

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