Biegen Teil 2

Es ist nicht immer leicht zu sagen warum sich das Pferd nicht biegen lässt. Wieso es schwerer für das Pferd ist, links rum zu gehen, als rechts rum oder umgekehrt. Warum das Pferd nicht von Hinten unter treten kann. Warum kommt das Pferd nicht aus der Schulter? Viele Sachen beeinträchtigen die Bewegung und die Bereitwilligkeit des Pferdes. Und Nein, das Pferd macht es niemals, weil es uns an der Nase rumführen möchte. Es ist viel einfacher als so: es kann nicht!

Warum kann das Pferd nicht, fragt man sich dann. Auch das ist einfach zu beantworten: Weil der Sattel nicht passt; oder weil die Zäumung nicht passt; oder weil der Gurt nicht richtig liegt! Alle diese Sachen gehen zu beheben und nicht unbedingt mit einem neuen Sattel. Ein neuer Sattel wird das Problem nicht lösen, wenn er genauso aufgebaut ist wie der Alte. Gewisse Elemente müssen stimmen, um dem Pferd die Biegung und Beweglichkeit zu gewährleisten.

Wir können übereins sein, dass die Schultern frei bleiben müssen. Also kann ich den Sattel nicht auf die Schultern legen. Sehr oft frage ich meine Kunden, ob der Sattel nach vorne rutscht? Die Antwort ist sehr oft nein. Wenn ich dann die Kunden bitte, das Pferd zu Satteln, legen sie den Sattel auf die Schulter. Wenn ich dann behaupte, dass der Sattel weiter hinten liegen muss, bekomme ich das Argument: „Ja, aber dann rutscht der Sattel nach vorne!“ Schlußfolgerung wäre dann, dass der Sattel nach vorne rutscht, wenn er da gelegt wird wo er hingehört. Dies muss geändert werden. Aber nicht dadurch, den Sattel auf die Schulter zu legen.

Ohne Pad mit Einlagen, ist hier nichts zu machen, was das Reiten anbelangt.

Bei Springreiter ist es sehr gewöhnlich, dass der Sattel auf der Schulter platziert wird. Mehr als bei Dressur oder VS-Reiter. Das kommt daher, dass viele Springreiter der Meinung sind, dass sie dadurch den Rücken entlassten. Leider stimmt das nicht, weil der Schwerpunkt dann komplett falsch ist und vermehrt im hinteren Bereich Druck ausübt. Der Springreiter hat aber meistens nicht das Problem, dass sich das Pferd nicht biegt, zumindest beim Zeitspringen. Dabei soll es nur schnell gehen und dabei spielt es keine Rolle, ob sich das Pferd biegt oder nicht. Beim Stilspringen ist es wieder eine andere Sache. Da soll sich das Pferd aber biegen.

Wenn der Sattel auf die Schulter gelegt wird, behindre ich die Schulter. Aber nicht nur behindere ich die Schulter, sondern ich drücke die Schulterblätter in die dahinter liegende Muskulatur. Eines der ersten Muskeln die hierbei behindert werden, sind die langen Rückenmuskeln. Dies resultiert darin, dass der lange Rückenmuskel abbaut. Dies macht sich in erster Hand bemerkbar durch den fehlenden Trapezius und letztendlich in einer Wirbelsäule, die höher steht, als die Rückenmuskulatur. Was aber auch sehr Gewöhnlich ist, ist dass das Pferd vermehrt stolpern wird. Außerdem ist es nicht unwahrscheinlich, dass das Pferd sich nicht korrekt biegen lässt, alternativ, dass sehr viel Kraft angewendet werden muss, um das Pferd zu biegen. Um diesem Druck zu entweichen, zumindest so gut es geht, setzt das Pferd den Reiter sehr oft nach links oder rechts. Wenn das Pferd den Reiter nach rechts gesetzt hat, wird die Biegung nach links leichter und die Biegung nach rechts ist nicht mehr möglich. Auch nicht mit großem Kraftaufwand. Vice verse passiert es umgekehrt, wenn das Pferd den Reiter auf die linke Seite setzt.

Aber nicht nur wenn der Sattel auf der Schulter liegt, geschieht dies, sondern auch, wenn der Sattel korrekt liegt, aber die Kammer am Widerrist zu eng wird. Zu eng kann die Kammer am Sattel sein, wie zum Beispiel oft der Fall ist, bei V-Förmigen Kopfeisen, aber auch durch dicke Decken oder Pads. Um so höher der Widerrist, desto größer ist die Gefahr, dass es es zu eng wird, weil der Widerrist durch seine Höhe sehr hoch in die Kammer ragt.

A, B und C zeigen nur an, wo es eng wird!

Die Ursache hierfür ist, dass das Pferd die Dornspitzen in der Biegung nach Außen legt. Wenn sich die Wirbelsäule nicht nach Außen legt, fällt es dem Pferd schwer, gebogen durch die Ecke zu gehen. Meistens setzt das Pferd dann den Reiter zu einer Seite, oft beruht dies auf die hohle Seite, ob links oder rechts, und wird sich dann nur in die entgegengesetzte Richtung biegen können, als wo der Reiter sitzt. Wird der Reiter also nach rechts gesetzt vom Pferd, kann das Pferd sich nur nach links biegen und vice verse. Auf der anderen Hand, wird das Pferd dann durch die Kurve schlittern.

Mit der Zeit wird sich das Pferd der Situation anpassen und fängt an den Rücken weg zu drücken und legt dadurch die Wirbelsäule nach Innen und kann sich, aber nur unter Protest, wieder Biegen. Dieses Prosidia wird aber mit der Zeit zwei Sachen verursachen. Zum Einen wird das Pferd einen Senkrücken entwickeln und zum Anderen kann es sehr wohl so weit gehen, dass das Pferd Kissing Spines entwickelt, speziel wenn das Pferd schon engstehende Dornspitzen hat.

Nun muss der Sattel nicht unbedingt nur die Schulterpartie oder die Bewegung des Widerrists behinder. Wenn wir mal annehmen, dass der Sattel korrekt hinter der Schulter liegt und die Dornspitzen haben ausreichend mit Platz links und rechts in der Kammer, kann es trotzdem sein, dass sich das Pferd nicht biegen lässt. Auch hinter dem Widerrist kann der Sattel behinderung verursachen.

Nehmen wir mal an, das Pferd ist Krank gewesen und hat an Muskulatur abgebaut. Muss ja nicht Krank gewesen sein! Es gibt viele Gründe warum das Pferd an Muskelmasse verliert. Nichts desto trotz, wenn die Muskulatur an Masse verliert, wird dies sichtbar meistens in erster Hand an der Rückenlinie. Ich rede nun nicht von einem Senkrücken, sondern einfach nur von fehlender Muskulatur. Was auch passiert ist, ist dass die gesamte Oberlinie von der Wirbelsäule dominiertwird. Die Wirbelsäule steht über der Muskulatur. Wenn ich jetzt den Sattel auflege, werden die Kissen links und rechts an der Wirbelsäule vorbei gehen und die Wirbelsäule einrahmen. Hierbei haben wir nicht in erster Hand das Problem, dass die Wirbelsäule sich nicht in Außenkurve legen kann, sondern vielmehr, dass der Sattel nicht mehr in der Bewegung mitschwingen kann. Die Ursache dafür ist, dass der Sattel nicht über die Wirbelsäule kommt. Hier entsteht damit Druck gegen die Wirbelsäule von den Kissen des Sattels. Auch hier versucht sich das Pferd anzupassen und hört auf sich zu Biegen und versucht dem Druck zu entkommen, indem es den Rücken weg drückt.

Es spielt keine Rolle, welchen Sattel ich hier auflege. Es ist einfach nur nicht gut.

Hier sollte man eventuell schauen, ob man nicht mit Pads oder ähnlichem, die Muskulatur ersetzen kann. Die Polsterung des Sattels wäre in diesem Fall null und gar keine Hilfe. Die Polsterung würde keinen Unterschied machen. Die Einlagen im Pad würden dagegen die Muskulatur ersetzen und dadurch den Sattel höher bringen und dadurch ermöglichen, dass er über die Wirbelsäule schwingen kann.

Viele sind der Ansicht, dass die Weite des Kammerverlaufs eine Hilfe sei, aber aus Erfahrung kann ich sagen, dass dies auch in die Hose gehen kann. Mann kann, wie viele behaupten, nicht einfach sagen, dass ein weiter Kammerkanal immer gut ist oder immer besser ist, als ein schmaler Kammerkanal. Habe ich ein schmales Pferd, mit atrofierter Muskulatur, kann ein weiter Kammerkanal verursachen, dass der Sattel auf der Wirbelsäule aufliegt. Man muss einfach die gesamte Konstitution des Pferdes in Betracht ziehen und da draus die optimale Lösung finden. Nur weil ein Hersteller behauptet, es sei das Optimale, bedeutet es nicht, dass es das Optimale für jedes Pferd sein wird. Wie ich schon so oft gesagt habe, behauptet jeder Hersteller, er hätte den perfekten Sattel für jedes Pferd und jeden Reiter. Warum haben sie dann nicht nur einen Spring-, einen VS- und einen Dressursattel im Angebot? Schon diese Behauptung ist und bleibt ein Oximoron!

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